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In der amerikanischen Filmkomödie aus dem Jahre 1968 „Deine, meine, unsere“ strebt eine Paar mit 18 Stiefkindern und einem gemeinsamen Kind zielsicher innerhalb von 112 Minuten einem Happy-End zu. Mit viel Disziplin scheint dies ein Kinderspiel zu sein.

Was im Film so simpel aussieht, erweist sich in der Realität als harte Arbeit. Die meisten Patchwortkfamilien bestätigen, dass das Zusammenleben ziemlich chaotisch abläuft. Patchworkfamilien haben zusätzliche Herausforderungen zu bewältigen, die traditionelle Familien kaum berühren.

Kommen 2 Menschen nach einer gescheiterten Beziehung oder nach dem Tod eines Partners zusammen, so wünschen sie sich meist einen Neuanfang und möchte alles besser machen. Doch oft haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn sind Kinder im Spiel, so ist die Trennung von einem Elternteil oder der Tod ein traumatisches Ereignis, das viel Zeit und Geduld benötigt. Zusätzlich können Ex-PartnerInnen das Leben der „neuen Familie“ belasten. Zeit und Muße für die junge Paarbeziehung bleibt dann keine übrig.

Patchworkfamilie – Definition

War früher die Verwitwung eines Elternteils die Regel für den Beginn einer Stieffamilie so hat die moderne Patchworkfamilie meist eine Scheidung als Hintergrund. In Österreich sind bereits ca. 10 % der Familienverbände Patchworkfamilien, also Familien, in die Elternteile ihre Kinder aus früheren Ehen oder Partnerschaften in eine neue Beziehung bringen.

Patchworkfamilie – Probleme und Regeln

Stieffamilien stehen vor eine Reihe von Herausforderungen auf dem Weg zur neuen Familienidentität. Kinder wünschen sich meist ihr altes Familiensystem zurück und reagieren auf die Nichterfüllung dieses Wunsches mit Trauer oder Wut. Jedes Familienmitglied erlebt Veränderung auf seine spezielle Weise. Das Verhandeln über die unterschiedlichen Bedürfnisse und Aufstellen neuer familienspezifischer Regeln erfordert dann Geduld, Offenheit und Bereitschaft zur Kommunikation. Neue positive Erfahrungen ebnen dann den Weg zu einem harmonischer Zusammenleben.

Phasen auf dem Weg zu einer Patchworkfamilie

Patchworkfamilien funktionieren dort am besten, wo das neue Elternpaar ein starkes Team bildet und Geborgenheit, Schutz und Führung bietet. Patricia Papernow beschreibt im Buch Schritt für Schritt (Hg. Hans Dusolt) den Weg zu einer neuen Familie. Jede Stieffamilie durchläuft einen Zyklus, dessen Phasen unterschiedlich lang verlaufen können.

Für die frühen Phasen brauchen „schnelle Familien“ ca. ein Jahr, durchschnittlich schnelle Familien 3 – 4 Jahre. Familien, die mehr als 5 Jahre in den frühen Phasen festsitzen, steuern meistens auf eine Trennung zu.

Frühe Phasen:

  1. Phase:
    Hohe Erwartungen – diese Phase ist geprägt von hohen Erwartungen, von einem genauen Bild, wie alles werden soll.
  2. Phase:
    Realitätsschock – in dieser Zeit treffen die Familienmitglieder auf eine Realität, die sich stark von den Erwartungen unterscheidet. Eine Flut von negativen Gefühlen und der Mangel an Unterstützung macht sich breit.
  3. Phase:
    Bewusstwerden – in dieser Phase wird man sich seiner negativen Gefühle bewusster, kann sie benennen und weiß wo sie herrühren.

Mittlere Phasen:

  1. Phase:
    Mobilisierung – Raum für Unterschiede – Stiefeltern treten vehement für ihre Bedürfnisse ein und setzen sich für neue Regeln ein.
  2. Phase:
    Handlung – Miteinander ins Geschäft kommen. In dieser Phase werden alte Familienstrukturen gelockert und neue Strukturen geschaffen.

Späte Phasen:

  1. Phase:
    Kontakt – Intimität in Stiefbeziehungen, offene Kommunikation tritt an Stelle von unbefriedigenden Gesprächen.
  2. Phase:
    Stabilität

Tipps für Patchworkpaare:

  1. Wenn Sie merken, dass Ihre Familie in einer frühen Phase steckengeblieben ist, dann scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  2. Coaching und Beratung in Kombination mit Familienaufstellungen können wertvolle Einblicke in die Familiendynamik geben und Impulse für Veränderungen liefern.
  3. Man sollte sich bewusst sein, dass sich nichts erzwingen lässt. Engagement dort wo es sich lohnt und das zu lassen, was nicht zu ändern ist.
  4. Langsames Herantasten an neue Gegebenheiten ermöglichen es früher oder später auch die schönen Seiten der neuen Familie zu sehen.
  5. Regeln, neue Rituale sind eingeführt und sind solide Grundlage für das Gelingen der Familie Chancen für Patchworkfamilien.

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