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Ihr Vis à Vis gähnt und Sie müssen auch gähnen. Sie sehen einen traurigen Film und müssen weinen. Bestimmte Nerven im Gehirn sind dafür verantwortlich. Egal ob es nun Freude, Trauer oder Mitleid ist – wir können empfinden was andere empfinden. Wir werden mit dem Gefühl des anderen „angesteckt“ und genau das das macht uns zu einem sozialen, mitfühlenden Wesen.

Daher sind es auch keine Viren oder Bakterien, sondern die sogenannten Spiegelneuronen die Burnout „ansteckend“ machen:

Angehörige von Burnout Betroffenen erleben die körperlichen und psychischen Auswirkungen der Erkrankung ihres Partners hautnah mit, sind davon selbst überfordert und stehen der Situations oft frustriert, erschöpft und hilflos gegenüber. Sie entwickeln ähnliche Symptome wie der Burnout Erkrankte, leiden im Stillen, fühlen sich insuffizient und depressiv, denn während der von Burnout Betroffene irgend wann doch Wege aus dem Burnout sucht und professionelle Hilfe annimmt, holen sich Angehörige nur selten Unterstützung.

Anzeichen für Burnout – Chance der frühen Erkennung

Meist sind es Menschen im sozialen Umfeld, die eine Veränderung und einen Rückzug im Verhalten des Burnoutbetroffenen wahrnehmen und diese vorerst nicht richtig deuten können. Besorgte Angehörige und Freunde fragen oft nach: „Was ist los mit dir?“ oder beziehen es auf sich selbst: „Habe ich dich gekränkt, habe ich etwas falsch gemacht?“ Der Burnout Erkrankte kann sein Verhalten bis zur Diagnose oft selbst nicht richtig deuten und Gespräche verlaufen im Sand. Zurück bleiben verunsicherte Angehörige, Freunde und ArbeitskollegInnen.

Folgende Anzeichen über einen längeren Zeitraum können sich zeigen:

  • sinkende Leistungsfähigkeit
  • zunehmende emotionale Distanz Mitmenschen gegenüber
  • emotionale Erschöpfung
  • die emotionale Empfindlichkeit steigt
  • sinkende Gedächtnisleistung
  • Unpünktlichkeit und Vermeidung von persönlichen Kontakten
  • zunehmendes Kontrollbedürfnis

Wer ist von Burnout besonders betroffen?

Im Grunde kann jeder Menschen von Burnout betroffen sein, jedoch gibt es eine Häufung in gewissen Berufen und bei Menschen mit spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen. Personen mit großem Pflichtbewusstsein, Menschen die sich mit ihrem Beruf überidentifizieren, nicht „Nein“ sagen können und besonders „Hingebungsvolle“ laufen eher Gefahr, an Burnout zu erkranken, als Menschen ohne diesen Eigenschaften. Pflegekräfte, Lehrer, Polizeibeamte, Ärzte sind durch ihre permante Nähe zu anderen Menschen (oft auch in Extremsituationen) und Führungskräfte durch ihre Verantwortung, ihren hohen Arbeitsaufwand und die Forderung nach mehr Leistung – überdurchschnittlich häufig von Burnout betroffen.

Burnout – äußere Faktoren:

  • Ausnahmesituationen im Berufsalltag
  • Verantwortung, Leistungsdruck
  • Großer zeitlicher und inhaltlicher Arbeitsaufwand
  • Doppelbelastung durch Familie und Beruf

Burnout – innere Faktoren: Betroffene sind

  • extrem pflichtbewusst und leistungsbereit
  • hoch motiviert und engagiert
  • harmoniebedürftig und idealistisch

Reaktionsmuster der Angehörigen

Vielleicht erkennen Sie sich selbst im Nachstehenden, wie Sie sich gegenüber Ihrem Partner verhalten:

  1. Sie versuchen zu helfen

Die wohl beste und glücklicherweise auch die häufigste Reaktion auf die Diagnose Burnout steht der Wunsch, dem Betroffenen zu helfen. Sie als Angehöriger erkennen, wie schlecht es Ihrem Partner geht. Nur stellt sich die Frage: Wie kann ich helfen. Es fehlt Ihnen zu Beginn der Erkankung zumeist an theoretischem als auch praktischem Wissen. Sie sind genau wie Ihr Partner mit der Situation überfordert.

(Tipps weiter unten)

  1. Sie sind gleichgültig: „Was geht mich ihr/sein Problem an?“

Diese Haltung wird vielleicht nicht von Anfang des Krankheitsgeschehens dagewesen sein. Oft entwickelt sich diese Einstellung erst durch die abweisende Haltung des Erkrankten. Er teilt kaum etwas über sich und seine Gefühle mit oder schotet sich gänzlich ab. Sie als Angehöriger können tun und lassen was Sie wollen, Sie dringen nicht durch. Frustriert von den vergeblichen Versuchen ziehen Sie sich nun auch Ihrerseits zurück.

Erkennen Sie Ihre momentante Situation wieder, so hilft folgendes aus diesem Teufelskreis herauszukommen:

Informieren Sie sich über Burnout, gehen Sie immer wieder sensibel auf Ihren Angehörigen zu, nehmen Sie sein Verhalten zu keiner Zeit persönlich oder erlernen Sie durch professionelle Unterstützung, wie Sie es praktisch umsetzen können.

  1. Sie sind verständnislos: „Er/sie soll sich doch ein bisschen zusammenreißen!“

Wenn Sie die Verhaltensweisen Ihres Angehörigen nicht nachvollziehen können, werder Sie eher zu dieser Haltung neigen. Information zum Thema Burnout hilft, Verständnis für die Krankheit zu entwickeln. Von Burnout kann jeder/jede betroffen sein.

  1. Sie sind wütend : „Wenn du so weitermachst, werden unsere finanziellen Reserven bald aufgebraucht sein!“

Dieses für den Betroffenen sehr verletzende Reaktionsmuster hinterlässt Enttäuschung und Kränkung. Auch wenn Ihre Wut in Ihren Augen begründet ist, stresst es den Erkranken noch mehr und verzögert möglicherweise eine Heilung.

Burnout – Umgang mit Betroffenen

Hören Sie zu!

Von Burnout Betroffene sprechen selten über ihre Beschwerden oder gestehen eine Erkrankung nicht ein. Meist versuchen sie, Gesprächen aus dem Weg zu gehen oder blocken ab.

Die Haltung, ihre Angehörigen vor Problemen schützen zu müssen, lässt sie schweigsam werden. Kommt es jedoch dazu, dass der Burnout Betroffene reden will, dann seien Sie zur Stelle. Bedrängen Sie ihn nicht, fragen Sie nur wenig nach und lassen Sie ihn einfach reden. So bauen Sie Vertrauen auf.

Seien Sie geduldig!

Auch wenn der Burnout Betroffenen Gespräch verweigert, müssen Sie geduldig bleiben. Gut zu wissen ist, dass der emotionale Zustand des Burnout-Betroffenen nichts mit Ihnen zu tun hat, sondern Symptom der Erkrankung ist.

Loben Sie!

Bauen Sie Selbstzweifel Ihres Angehörigen ab, indem Sie seine besonderen Fähigkeiten hervorheben und ihn für Fortschritte loben. Auch das Aufzählen von bereits Erreichtem hilft.

Zum Arztbesuch motivieren!

Versuchen Sie, Ihren Angehörigen zu einem Arztbesuch zu motivieren. Ein Arzt kann eine Behandlung einleiten, an einen Therapeuten verweisen oder eine Selbsthilfegruppe vorschlagen.

Gemeinsame Aktivitäten:

Gemeinsame Unternehmungen bringen Schwung und Entlastung in den Alltag. Versuchen Sie, Ihren Angehörigen z.B. zu einem Kinobesuch oder zu gemeinsamen Sport zu animieren. So kann der Erkrankte Stresshormone abbauen und eine gewisse Belastbarkeit aufbauen. Hier gilt: weniger ist mehr. Überfordern Sie ihn nicht.

Zeigen Sie Respekt!

Die Eigenständigkeit des Betroffenen sollte zu jeder Zeit gewahrt bleiben. Selbst wenn Sie der Meinung sind, Ihr Angehörige lässt sich gehen, oder sollte etwas unternehmen, behandeln Sie ihn mit Respekt. Aussagen wie: „Stell dich nicht so an, mach schneller, oder Ähnliches“ sind fehl am Platz und kontraproduktiv.

Mein Partner/meine Partnerin sprich von Suizid:

Spricht Ihr Angehöriger von Suizid, dann ist Gefahr in Verzug. Burnout kann von einer Depression begleitet sein und eine Ankündigung in die Tat umgesetzt werden. Nehmen Sie diese Aussage Ernst und verständigen Sie sofort den Hausarzt.

Signalisieren Sie Verständnis!

Versichern Sie Ihrem Angehörigen immer wieder, dass Sie Verständnis für seine Situation und Erkrankung haben. Erzählen Sie ihm, dass Sie sich über Burnout informieren. So kann der Betroffene sich sicher fühlen und merken, dass er Ihnen wichtig ist.

Burnout – Was können Angehörige für sich selbst tun?

Achten Sie selbst auf Ihre Bedürfnisse. Wenn Sie selbst erschöpft und ausgelaugt sind, hilft das niemandem.

  • Behalten Sie Ihre tägliche Routine bei – das gibt Sicherheit
  • Pflegen Sie weiterhin Ihre Hobbies – sie geben Kraft
  • Informieren Sie sich ausreichend über Burnout
  • Achten Sie auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung
  • Treffen Sie Freunde und Bekannte – Aussprechen entlastet
  • Nehmen Sie selbst professionelle Hilfe in Anspruch
  • Machen Sie eine Familienaufstellung

Oft hilft, sich auszusprechen. Holen Sie sich professionelle Hilfe in einer schwierigen Phase Ihres Lebens. Sie brauchen diese nicht alleine durchzustehen.

Rufen Sie mich an oder schreiben Sie mir eine E-mail – ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.